Besser als Wasser

Brandschutz – Löschschaum, Inertgas oder Sauerstoffreduktion: In Lägern für gefährliche Güter gibt es grundsätzlich viele Optionen, Brände zu bekämpfen. Ein Überblick.

(sk) Mehr als ein Drittel der großen Brandschäden in Gewerbe und Industrie entsteht allgemein in Lager- und Logistikbereichen, so eine Statistik des Bundesverbandes Technischer Brandschutz (BVFA). Ausgelöst werden können Brände beispielsweise durch defekte elektrische Geräte oder Leitungen, die durch Kurzschlüsse oder Überhitzung einen Brand entstehen lassen. Auch vom Lagergerät Nummer Eins, dem Stapler, geht unabhängig von seiner Antriebsart eine potenzielle Brandgefahr aus, weshalb Stapler zur Aufladung bzw. bei Nicht-Betrieb im Lager in einem Extra-Bereich unterzubringen sind. Auch das Lagergut selbst kann in einigen Fällen einen Brand hervorrufen – aktuell ist die Logistikbranche gerade darum bemüht, die Entzündungsfähigkeit von Lithiumbatterien in den Griff zu kriegen. Nicht zuletzt kommt es in den oft abgelegenen Lagerhallen regelmäßig zu Brandstiftungen.

Ein optimaler Brandschutz ist in der Logistik essentiell. Abhängig vom Lagertyp und der Art des Lagergüter sind spezielle Lösungen erforderlich, die auch Kommissionierbereiche, Büro- und Sozialtrakt und weitere Peripherie berücksichtigen. Daneben haben auch bauliche Gegebenheiten und die Dimensionierung des Lagers Einfluss auf die Art der Löschanlage(n). Die Tabelle unten gibt einen Überblick über empfohlene Brandschutzsysteme je nach Lagertyp.

Für die Branddetektion in Gefahrgutlägern werden neben Ansaugrauchmeldern, die selbst kleine Schwelbrände erkennen, Wärme- und spezielle Flammenmelder empfohlen: sie werten den ultravioletten bzw. infraroten Teil des Lichtspektrums aus.

Sprinkler ist nicht gleich Sprinkler

Sprinkleranlagen sind in vielen Lägern immer noch das gängige Löschmittel. Springen sie an, löst der Wasserfluss im Rohrnetz in vielen Fällen auch den Brandalarm aus. Am häufigsten werden hängende und stehende Schirmsprinkler eingesetzt, letztere bei sichtbarer Verlegung der Rohrleitungen, während die hängende Variante zum Einsatz kommt, wenn Rohrleitungen verdeckt sind. "Normal-Sprinkler" können hängend oder stehend installiert werden. Sie sind besonders bei brennbaren Decken des Lagergebäudes geeignet: Der Sprühteller ist so konstruiert, dass sowohl der Bereich unterhalb als auch der oberhalb des Sprinklers besprüht wird.

So genannte Fast Response-Sprinkler haben eine extrem geringe Ansprechzeit. Ein schnelles Erkennen des Brandes wird so möglich, dadurch werden hohe Temperaturen vermieden und giftige Brandgase entstehen erst gar nicht.

Ähnlich konzipiert sind InRack Packs, die sich durch ihre besonders flache Bauweise (d. h. geringer Abstand zwischen Zuleitung und Sprinkler-Deflektor) für den Einbau auf Regalebene eignen. Brände werden so im Keim erstickt, es kommt nicht zu dem gerade in Hochregallägern (ab 7,5 Metern Regalhöhe) gefürchteten Kamineffekt, bei dem sich ein auf unterer Ebene entstandenes Feuer durch die Brandgase auf höhere Ebenen bis hin zur Hallendecke ausbreiten kann. In der Regel werden hier hängende, bei 68 °C (also schnell) auslösende Sprinkler installiert. Das Glas dieser Sprinklerart ist drei Millimeter dick und platzt (durch die sich bei Erwärmung ausdehnende Flüssigkeit in der Glasampulle) schneller als das eines Deckensprinklers mit 5 Millimeter Glasdicke.

Eine weitere Unterart stellen Trockensprinkler dar, die in (Tief-)Kühllägern bis zu -40 °C zum Einsatz kommen. Die Zuleitungen füllen sich hier nur bei Sprinkler-Auslösung mit Wasser.

Zumischung von Löschschaum

In vielen Gefahrgutlägern fließt dem Wasser zugemischter Löschschaum durch die Sprinkleranlagen. Er wirkt sowohl kühlend als auch erstickend: Einerseits entzieht der Schaum dem Brandgut Energie und senkt die Temperatur, andererseits trennt er das Brandgut von der Umgebungsluft. Löschschaumanlagen sollten wenigstens in Lagerbereichen für die Gefahrklassen 3 und 4.1 zum Einsatz kommen.

Inertgas-Löschanlagen

Neben Löschschaum- haben sich in der Gefahrgutlagerbranche Kohlendioxid-Löschanlagen etabliert. Das Gas wird wie Löschschaum in einem zentralen Tank bevorratet, allerdings tiefkalt (-40 °C) und unter Druck (20 bar). Bei einem Brandalarm strömt es in das Lager und breitet sich dort nebelartig aus. Der Anteil des brandfördernden Sauerstoffs in der Hallenluft wird schnell auf einige, wenige Prozente gesenkt – der Brand wird erstickt. Daneben existieren auch Inertgas-Löschanlagen mit Stickstoff oder Argon. Wichtig bei all diesen Gaslöschanlagen ist immer, dass zwischen Brandalarm und Auslösen der Löschanlage genug Zeit für Mitarbeiter bleibt, den Lagerbereich zu verlassen, sonst ersticken auch sie. Handlöschversuche, etwa per Feuerlöscher, sind zu verbieten.

Sauerstoff runter, Mitarbeiter raus

Einen Brand erst gar nicht entstehen zu lassen, ist der Ansatz von Sauerstoffreduzierungsanlagen – es handelt sich hier genau genommen eher um einen aktiven Brandschutz als um eine Löschanlage. Die auch als Oxy-Reduct-Technik bezeichnete Brandschutzlösung hält auch in Gefahrgutlägern immer öfter Einzug. Dabei spalten Luftzerleger im Außenbereich die Umgebungsluft (mit 21 Prozent Sauerstoffanteil) in ihre Hauptbestandteile Sauerstoff und Stickstoff. Der gut abgedichteten Lagerhalle (empfohlen wird hier ein Blower Door-Test) wird dann nur der Stickstoff zugeführt, was den Sauerstoffanteil in der Lagerluft je nach Entzündungsgrenzen der Lagergüter auf 17 bis zu 13 Prozent absenkt. Bei 15 Prozent hören die allermeisten brennbaren Stoffe auf zu brennen.

Bedingung für die Anwendung von Sauerstoffreduzierungsanlagen ist eine größtmögliche Automatisierung des Lagers in Bezug auf Ein- und Auslagerungsprozesse: sie sind nicht dafür konzipiert, dass Mitarbeiter einen Großteil ihres Arbeitstags im inneren Lagerbereich verbringen.

Empfohlene Brandschutzsysteme in der Logistik

(aus: gela 10/16, www.gefaehrliche-ladung.de)

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